Glossar zum Nibelungenlied.

Alberich: Der Zwerg war früher Hüter des Nibelungenschatzes. Nach Siegfrieds Zug durch das Nibelungenland mit anschließender Eroberung darf er nun Hort und Reich verwalten.

Aldrian: Vater von Hagen und Dankwart.

Amelrich: Ein Freund des Königs von Bayern. Als sich Hagen als jener Amelrich ausgab, kam der Fährmann, um ihn über die Donau zu fahren. Amelrich war auch der Name eines der Könige von Jerusalem. Ein Hinweis auf die Kreuzzüge?

Amelungen: Die Mannen von Dietrich von Bern.

Attila: Heutiger Name von Etzel, siehe [Etzel].

Balmung: Das Schwert Siegfrieds. Er bekommt es für das Teilen des Nibelungenschatzes von den beiden Nibelungenkönigen. Nach Siegfrieds Ermordung nimmt es Hagen an sich. Er wird am Ende damit von Kriemhild ermordet. Das Schwert ist Teil des Nibelungenhortes.

Bahrprobe: Hiermit soll bei einem Mord ermittelt werden, wer es getan hat. Die Probe funktioniert so: Die Wunden des Ermordeten fangen wieder an zu bluten, wenn sein Mörder zu ihm an die Bahre tritt. Dieser Test wurde im Mittelalter als verläßlich angesehen.

Blödel: Der Bruder Etzels. Sein Tod leitet die letzte Stufe der Auseinandersetzung zwischen Kriemhild und Hagen ein.

Botelung: Vater von Etzel und Blödel.

Bracke: Ein ganz besonderer Jagdhund.

Buhurt: Spielart eines mittelalterlichen Turniers. Heute würde man es Massenschlägerei zu Pferd nennen.

Brûnhild: Eine ehemalige Walküre, die von ihrem Vater Odin wegen einer kleinen Befehlsverweigerung suspendiert und auf der Feste Isenstein eingesperrt wurde. Dort errettete sie Siegfried, wollte sie aber nicht freien, wie Odin es sich ausgedacht hatte. Sie wartete dann lange auf die Rückkehr des Helden. Der kommt auch, aber das Rendezvous geht anders aus als erwartet. Es ist genau dieses Zusammentreffen, das im Nibelungenlied erwähnt (siehe 7. Abenteuer).

Dankwart: Bruder von Hagen. Er gibt dem wo es nur geht Unterstützung oder bringt ihn ins Spiel. Er ist auch aus Tronje, was allerdings nie erwähnt wird.

Dankrat: Mann von Ute, Vater der drei Königsbrüder Gunther, Gernot und Giselher sowie von Kriemhild. Er ist schon bei Beginn der Geschichte verstorben.

Dietlind: Die Tochter von Rüdiger von Bechelaren und Gotelind. Durch ihre Heirat mit Giselher geht Rüdiger ein Verwandtschaftsverhältnis mit den Burgundern ein.

Dietrich von Bern: König der Goten, der an Etzels Hof residiert. Er ist einer seiner Freunde, jedoch kein Lehnsmann. Die Dietrichsepik um den Gotenkönig spielt auch ein wenig mit hinein ins Nibelungenlied.

Eckewart: Ein Gefolgsmann Gunthers und Siegfrieds. Er ist mehr der Realpolitiker, wenn es um Treue geht.

Else: Bayerischer Markgraf. Will Hagen zur Rechenschaft wegen dem erschlagenen Fährmann ziehen.

Etzel: Der Herrscher der Hunnen. Mittelhochdeutscher Name für Attila. Auch um ihn gibt es einen Sagenzyklus, der mit in das Nibelungenlied eingebaut wurde. Er ist derjenige, der Kriemhild im zweiten Teil durch seine Heirat mit ihr die Rache an Hagen erst ermöglicht.

Fafnir: In den Edda-Sagen der Name des Drachens, den Siegfried erschlagen hat. Der Name wird im Nibelungenlied aber nie erwähnt.

Friedel: Alter Begriff für einen Ehemann.

Gelfrat: Bayerischer Markgraf. Er wird durch Dankwart erschlagen.

Gere: Ein Markgraf von Gunther. Mehr einer von den Zählkandidaten, die irgendwann mal einen Namen gekriegt haben, damit es authentischer klingt.

Gernot: Der mittlere der drei burgundischen Königsbrüder. Er ist der Denker der drei Brüder, bekommt aber leider nur sehr selten die Gelegenheit dazu, das auch zu zeigen.

Gibech: Einer der Fürsten von Etzel.

Giselher: Der jüngste der drei burgundischen Königsbrüder. Hat zwar viel Anstand, aber nicht den Mut, das auch offen auszusprechen, und macht so auch bei den blödesten Aktionen der Burgunder immer fröhlich mit. Das Verhältnis zu seiner Schwester Kriemhild ist irgendwie nicht ganz koscher, auch wenn das nie richtig rauskommt.

Gote: Germanischer Volksstamm. Siedelt um 500 n. Chr. im heutigen Norditalien.

Gotelind: Die Frau von Rüdiger von Bechelaren.

Grani: In den Edda-Sagen der Name von Siegfrieds Pferd. Es ist ein direkter Abkömmling von Sleipnir, dem Pferd Odins.

Gunther: Der älteste der drei burgundischen Königsbrüder. Er hat zwar den Königsjob, ist damit aber hoffnungslos überfordert. Wie viele Politiker völlig ohne jede eigene Meinung hört er nur auf seine Berater.

Hagen von Tronje: Engster Berater der Burgunderkönige und das Gehirn am Hof. Er ist derjenige, der eigentlich handelt, und immer den Durchblick behält. Der schwarze Mann ist so etwas wie die graue Eminenz der Burgunder.

Halsberg: Der Kragen an einer Ritterrüstung.

Hadeburg: Eine der beiden Meerjungfrauen, die Hagen trifft, als die Burgunder beim Zug zu Etzel über die Donau müssen.

Hawart: Einer der Lehnsmänner Dietrichs von Bern. Er ist ein Hitzkopf, der den Kampf der Amelungen mit den Burgundern provoziert.

Helche: (Schon bei ihrer Einführung) verstorbene erste Frau von Etzel.

Helfrich: Einer der Gefolgsleute von Dietrich von Bern.

Herrat: Tochter der Schwester Helches und Näntwinds, Verlobte Dietrichs. Obwohl Königin, ist sie unter der Dienerschaft Kriemhilds bei Etzel zu finden.

Hildebrand: Der Waffenmeister Dietrichs von Bern. Auch er hat sein eigenes Lied.

Hornbogi: Einer der Fürsten von Etzel.

Hort: Alter Name für den Platz, an dem der Schatz aufbewahrt wird, oft daher auch als Synonym für den Schatz gebraucht. Siehe auch [Schatz der Nibelungen].

Hunold: Kellner von König Gunther. Bei knapper Personallage - also immer - auch für andere Dienste zu gebrauchen, so etwa als Schlachtroß.

Isenstein: Die Festung auf Island, auf der Brûnhild residiert.

Iring: Dänischer Exilkönig am Hofe Etzels. Er tritt als einer der wenigen direkt und Mann gegen Mann gegen Hagen an. In der Sage tötet er Irnfried und muß deshalb an Etzels Hof fliehen. Daß sich beide hier treffen und Irnfried sogar nach ihm stirbt ist dichterische Freiheit.

Irnfried: Gefolgsmann Etzels. Hier nicht so prominent dargestellt.

Kebse: Mittelhochdeutsch für eine Nebenfrau. Der Begriff wandelt sich später zu dem einer Hure. Im Mittelalter war es aber durchaus üblich, daß hohe Herren sich Nebenfrauen hielten, schließlich war die Ehe ja für politische Zwecke reserviert und nicht für Sympathie oder das Vergnügen.

Kriemhild: Schwester der drei Burgunderkönige, außerdem schönste Frau der Welt, der Zeit und des ganzen Mittelalters. Sie macht eine gewaltige Entwicklung in Stück durch: Vom kleinen, naiven Hascherl über eine selbstbewußte, aber zickige Königin zur Rachefurie im Blutrausch. Streng genommen erzählt das Nibelungenlied ihre Lebensgeschichte.

Liudeger: Der König der Sachsen erklärt zusammen mit seinem Bruder Liudegast den Wormsern den Krieg. Das bereut er allerdings sehr schnell. Siegfried gibt er damit die Gelegenheit, zu beweisen, was für ein guter Kämpfer er ist.

Liudegast: Der König der Dänen. Er erklärt zusammen mit seinem Bruder Liudeger den Wormsern den Krieg. Er trifft als erstes auf Siegfried und wird von ihm nach einem kleinen Gefecht gefangengenommen.

Lure: Ein mittelalterliches Musikinstrument.

Marschall: Eines der vier klassischen Hofämter. Der Marschall war zunächst für die Pferde und Stallungen zuständig. Später wurden ihm auch die Quartiere des gesamten Hofes anvertraut.

Minnejockey: Ein Minnesänger, der sowohl eigene als auch fremde Minnelieder zum Besten gibt.

Morgengabe: Das Geschenk des Bräutigams an die Braut bei der Hochzeit. Es soll die Versorgung derselben sicherstellen, sollte der Mann umkommen. Kriemhild bekommt den Schatz der Nibelungen als Morgengabe von Siegfried, weshalb der nach seinem Tod nicht an Siegmund fällt.

Nibelung I: Der alte König der Nibelungen. In den alten Edda-Sagen löst sein Tod für seine beiden Erben die Notwendigkeit aus, den Hort unter sich aufzuteilen. Da sie sich nicht einigen können, soll Siegfried diese Aufgabe übernehmen.

Nibelung II: Einer der beiden Söhne von Nibelung I. Er und sein Bruder Schilbung können sich nicht einigen, wie sie den Hort gerecht unter sich aufteilen. Der König wird im Verlauf der Teilung erschlagen.

Nibelungen: Bezeichnung für ein Land und eine hochadelige Sippe der westfränkischen Burgunder. Zunächst bezeichnet 'Nibelungen' das Volk mit dem Schatz, dann Siegfrieds Land und Leute, und zwar alle. Dann werden irgendwann die Burgunder zu den Nibelungen. Es ist also eine Art Titel und negative Auszeichnung mit traditionell schweren Folgen.

Nibelungenschatz: Siehe [Schatz der Nibelungen].

Niederland: Alte Bezeichnung für das Land am Niederrhein. Hat nichts, aber auch gar nichts mit den heutigen Niederlanden zu tun.

Ninive: Die alte assyrische Hauptstadt am linken Tigrisufer. Sie wurde 612 vor Christus zerstört und von Babylon als Hauptstadt abgelöst. Da sie also zu der Zeit, als das Nibelungenlied geschrieben wurde, schon gute 1800 Jahre in Trümmern lag, ist es eher unwahrscheinlich, daß der Gürtel Brûnhilds, den Kriemhild beim Streit der Königinnen zeigt, tatsächlich daher kam. Die Erwähnung der Stadt hat also etwas symbolisches.

Nudung: Bruder von Gotelind. Er ist bereits tot, hinterläßt für das Stück jedoch einen besonderen Schild, den seine Schwester Hagen schenkt.

Ortlieb: Sohn von Etzel und Kriemhild. Er wird von Hagen erschlagen. Wer hierbei angefangen hat, darüber sind sich die Handschriften sehr uneinig. Es wirft jeweils ein sehr unterschiedliches Licht auf Kriemhild Rolle bei diesem Streit.

Ortwin von Metz: Gefolgsmann von Gunther. Er ist derjenige, der die Partyorganisation bereits vor dem Beginn in die Hand nimmt. Also einer der wichtigsten Leute überhaupt.

Papyritzi: Sensationsdichtende Ritter, die schon in Mittelalter die edelsten der Damen begleiteten und in ihren Gedichten über deren Privatleben berichteten.

Pilgrim: Bischof von Passau. Er bringt für die Geschichte gar nichts, außer ein paar religiöse Aspekte. Daher die These, er wurde nur eingefügt, weil der Schreiber seinem Herren einen Gefallen tun wollte. Was dann für Passau als Ort der Tat spricht. Des Schreibens, nicht des Siegfriedmordes. Davon gibt es in den östlichen wormser Regionen genügend.

Ramung: Einer der Fürsten von Etzel.

Rüdiger von Bechelaren: Markgraf und Lehnsmann von Etzel. Er wirbt für Etzel um Kriemhild und schwört ihr, all ihr Leid zu rächen. Damit kommt er später in schwere Gewissensnöte. Rüdiger ist die einzige prominente Person im Nibelungenlied, die nicht in anderen alten Sagentexten erwähnt wird.

Rumold: Küchenchef am Hofe der Burgunder. Er hat die wichtige Aufgabe, beim Aufbruch der Burgunder in Richtung Hunnenland Rumolds Rat (C1493-1499) in die Literatur zu tragen, damit Wolfram von Eschenbach diesen Zitieren kann, und die Herren Analysten das Stück passabel datieren können, auf spätestens 1207. Gesetz dem Fall, es wurde nicht wirklich als allseits bekanntes Lied später erst zu Papier gebracht. Oder dieses Versal zuerst. Oder 'Rumolds Rat' war damals ein allgemein bekannter Ausspruch.

Schatz der Nibelungen: Der Schatz ist die Versinnbildlichung der hohen Politik: Nicht nur der Reichtum (Symbolisiert durch das Gold und die Edelsteine), sondern auch die Macht (das Schwert Balmung) und das Streben nach Weltherrschaft (das Zepter) sind eingeschlossen. Genauso wie das, was immer mitspielt: der Betrug (mittels der Tarnkappe). Und, was nicht ein Gegenstand des Schatzes ist, aber zu ihm gehört: Der Fluch, daß jeder, der ihn besitzt, umkommen wird.

Schilbung: Der zweite Sohn von Nibelung I. Er streitet mit seinem Bruder Nibelung II um den Nibelungenhort. Auch er wird im Verlauf der Hortteilung von Siegfried erschlagen.

Schwertleite: Die offizielle Aufnahme des Knappen in den Ritterstand. Die Schwertleite wurde meist begleitet von einer großen Feier und einem Turnier.

Siegfried: Held des ersten Teils des Nibelungenliedes. Der Xantener König ist ein echter Eroberer und Draufgänger. Dementsprechend auch den anderen germanischen Sagen nicht unbekannt. Seine Kindheit wird im Nibelungenlied komplett als Grundwissen vorausgesetzt, aber im Stück um höfische Aspekte ergänzt.

Sieglinde von Xanten: Königin von Xanten, Mutter von Siegfried. Fällt sonst nicht weiter auf.

Sieglinde, die Meerjungfrau: Die zweite Meerjungfrau, die Hagen trifft, als die Burgunder beim Zug zu Etzel über die Donau müssen.

Siegmund: König von Xanten, Vater von Siegfried. Sonst aber eher der Besorgte, der möglichst jedem Streit aus dem Weg geht.

Siegestab: Ein bekannter Held der nordischen Sagen. Kommt hier nicht so richtig zur Geltung.

Sindold: Kellner am Hofe der Burgunder. Auch so ein Zählkandidat, aber mit ihnen besteht das Gefolge Gunthers aus mehr Leute, die einen Namen haben wie das von Karl dem Großen.

Spinnrad: Das spinnen von Stoffäden war damals nicht nur, wie es uns heute erscheinen mag, eine Tätigkeit für die Dienerschaft, sondern wurde sehr wohl auch von edlen Damen ausgeführt.

Swemmel: Der zweite Spielmann Etzels. Er wird zusammen mit Wärbel mit der Einladung zum großen Fest bei den Hunnen zu den Burgundern gesendet.

Tabulatanz: Ausdruck für das Neudeutsche Tabledance.

Tandaradei: Berühmtes mittelhochdeutsches Gedicht von Walther von der Vogelweide, in dem es um die Liebe geht.

Truchseß: Eines der klassischen vier Hofämter. Der Truchseß ist für die Hausverwaltung zuständig. Er beaufsichtigt auch die königliche Tafel.

Umstand: Neben dem was man heute darunter versteht waren es damals die Leute, die um ein Ereignis herumstanden, meist um es zu bezeugen. So war beispielsweise für eine Hochzeit ein Umstand von neun Leuten ausreichend, also neun Leute, die bei der Hochzeit anwesend waren, um die Eheschließung zu bestätigen.

Ute: Amtierende Königin von Burgund. Mutter der Königsbrüder Gunther, Gernot und Giselher sowie von Kriemhild. Weil ihr Mann Dankrat bereits zu Beginn des Liedes gestorben war, übernahm Sohn Gunther als ältester den Thron.

Verwesen: Alter Begriff für verwalten.

Volker von Alzey: Graf von ebendort, und außerdem ein Spielmann. Hat im ersten Teil keine großen Anteile, darf nur mal die Fahne halten. Kommt dafür im zweiten Teil richtig groß raus. Er ist der wichtigste Unterstützer für Hagen bei den Hunnen.

Walache: Einer der Fürsten von Etzel.

Walküren: In der nordischen Mythologie einige uneheliche Töchter des Odin, die bei und nach der Schlacht die gefallenen Krieger auswählen, die nach Walhalla dürfen.

Walter von der Vogelweide: Einer der größten und wohl der bekannteste Dichter des Mittelalters.

Wärbel: Der erste Spielmann Etzels. Er wird zusammen mit Swemmel mit der Einladung zum großen Fest bei den Hunnen zu den Burgundern gesendet. Als der letzte Kampf losgeht, hackt Hagen ihm die rechte Hand ab.

Waske: Das Schwert Irings.

Wittich: Ein Held in der nordischen Mythologie, der Nudung, den Bruder von Gotelind, erschlagen hat.

Wolfhart: Einer der Gefolgsleute von Dietrich von Bern. Er ist der Neffe von Hildebrand.

Neugierig auf die Hintergründe, Details und Motivationen?
Die gibt es beispielsweise in unserem Buch (siehe auf der Hauptseite (oder den Link unten, falls es die nicht gibt)).

nievelheim